Donnerstag, 31. August 2017

Ein Retrokleid mit Schleife


Als ich die Augustburda bekam, habe ich mich in den Coverschnitt sofort verliebt. Das herbstliche Flavour von der gesamten Kollektion und dieses Kleides hat mich begeistert und deshalb, wie so oft, wollte ich dieses Modell dann auch so schnell wie möglich haben.

Den passenden Stoff für so ein Kleid zu finden ist nicht einfach. Da ich kein Polyester wollte, blieb mir nicht viel Auswahl: ein Viskosekrepp sollte es sein. In den Geschäften, in denen die Stoffinhalte nicht auf die Stoffrollen geschrieben sind, hatte ich keine Chance. Wie unterscheidet man zwischen Polyester- und Viskosekrepp, ohne einer Brennprobe? Bei einem Baumwollstoff kann ich das noch relativ gut nach Gefühl abschätzen, aber bei Viskosekrepp…

Zu meinem Glück hat Alfatex immer einen kleinen Vorrat an “Designerstoffen aus der Konfektion”. Und mein Glück, dass ich ein Alfatex in der Nähe habe. Dazu gab es noch eine Rabattaktion, so dass ich mir ein paar Viskosekreppstücke zu einem ziemlich niedrigen Preis sichern konnte. Ich bin kein Mensch für eine Schnäppchenjagd, dieses Mal hat es sich aber so ergeben.

Der angegebene Stoffverbrauch ist 2,5 Meter, ziemlich viel für ein Kleid. Der Verbrauch ist durch die relativ große Länge der Schleifen, die im schrägen Fadenlauf zugeschnitten werden, bedingt. Dazu kommen die ganzen Kräuselungen, lange Ärmel, Manschetten usw. Ich habe insgesamt ca. 2,3 Meter Stoff gebraucht.

Im Zuschnitt ist so ein Viskosekreppstoff sehr schwierig. Der Print ist streifenartig. Als ich den Stoff auf dem Tisch liegen hatte, haben die Musterstreifen Wellen gebildet. Es hat sehr viel Mühe bereitet, sie zueinander parallel zu kriegen. Und auch die doppelte Stofflage hat sich als nicht empfehlenswert herausgestellt. Die untere Lage hat sich unerwünscht verhalten, so dass man dann das zugeschnittene Teil nicht mehr verwenden konnte. Zum Glück ist es mir an einem kleinen Teil, der Blende, passiert, und der Stoff hat für einen neuen Versuch gereicht. Wie ihr vielleicht sehen könnt, habe ich das Muster mal wieder nicht angepasst. Ich war mit den Wellen so beschäftigt, dass ich ganz vergaß, die “Streifen” vorne und hinten aneinander anzupassen. Das fällt aber meiner Meinung nach nur auf den zweiten Blick auf :) Irgendwann werde ich schon aus meinen Fehlern gelernt haben und achte dann intuitiv aufs Muster.

Nachdem alles zugeschnitten wurde, ging das Nähen ziemlich leicht. Der Schnitt ist locker, weswegen ich ihn gar nicht angepasst habe. Ich habe auch diesmal aufs Futter verzichtet, damit ich die Leichtigkeit, die so ein Schnitt hat, nicht wegnehme. Stattdessen trage ich ein leichtes Unterkleid und es scheint nichts durch. Ich habe mir auch ein kleines Stück Seide gesichert, um ein richtig edles Unterteil für solche Kleider zu nähen. Seide fühlt sich am Körper besonders gut an.

Der Schnitt ist nicht sehr gewöhnlich, die Kräuselärmel mit Manschetten und Knöpfen verarbeite ich nicht jeden Tag. Was ich aber an dem Schnitt interessant finde, ist die Reißverschlusslösung. Der Reißverschluss ist seitlich eingearbeitet und geht nicht bis nach oben zur Achsel sondern endet an der Taille. Die obere seitliche Naht ist aber nicht zu, denn sonst könnte man das Kleid gar nicht anziehen, sondern hat einen Verschluss mit drei eingenähten Druckknöpfen. Nach der kurzen Überlegung habe ich verstanden, dass der Reißverschluss, der bis nach oben gehen würde, die seitliche Naht an so einem feinen Stoff versteift. Deswegen hat das Kleid oben einen Druckknopfverschluss, den ich auch besonders retro finde :)

Die Meinungen zu diesem Kleid gehen in meiner Bekanntschaft auseinander. Manche finden es toll, andere “altbacken”. Auch ich bin mir nicht ganz sicher, was ich von diesem Kleid halten soll. Beim Tragen fühlt es sich sehr leicht und angenehm an. Der Stoff knittert sehr, was von Viskose zu erwarten ist, doch durch das Muster wird das kaschiert. Ich finde die Schleife und die Raffungen sehr feminin und fühle mich schon ein bisschen in die Vergangenheit zurückgeworfen. Ich glaube, dass ich das Kleid im frühen Herbst noch öfter tragen werde. Vielleicht wird es sich gut mit meinem geplanten und noch nicht genähten Trenchcoat kombinieren lassen.

 Stoff: Viskosekrepp vom Alfatex Weiterstadt
Schnitt: Modell 115A aus Burda Style 08/2017, hier als Downloadschnitt
Fotos: meine

Es wird mich freuen, wenn ihr mir eure Meinungen zu diesem Schnitt und meiner Interpretation schreibt. Seit kurzem habe ich auch eine Facebook- und Instagrampräsenz. Die Links findet ihr auf der rechten Sidebar.

Heute ist Donnerstag und ich bin bei RUMS zum ersten Mal dabei :)

Montag, 21. August 2017

Mein Outfit für eine festliche Angelegenheit


Schon vor einigen Monaten wurden wir zu einer Hochzeit eingeladen, und nicht nur zu irgendeiner, sondern einer aus dem engen Familienkreis. Dass ich mein Gastkleid selber machen werde, war von Anfang an klar. Die Gelegenheit, etwas schick aussehendes zu nähen, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Allein die Auswahl des Modells hat viel Freude bereitet. In Betracht kamen Kleiderschnitte, die ich immer wieder bei Burda bewunderte, doch als “nicht alltagstauglich” aus meiner TODO-Liste ausgeschlossen habe.

Das Modell 122 aus Burda Style 4/2016 fiel mir sofort auf, nachdem ich das Heft aus meinem Briefkasten zog und kurz durchblätterte. Diese Ausgabe finde ich besonders gelungen, mein Jumpsuit in dunkelrot stammt auch daraus. Und auch hier habe ich das Modell in der Farbe schön gefunden, die auch im Heft präsentiert ist. Ein kühler puderrosa Farbton kombiniert sich wunderbar mit weichen Drapierungen am Kleid und verleiht dem eleganten Kleid eine gewisse Leichtigkeit. Ich habe sogar den Stoff sofort gekauft. Nur musste der Stoff ein Jahr lang warten, weil ich keine Gelegenheit sah, so ein Kleid anzuziehen.

Der Oberstoff ist eine Art Krepp, vermutlich Polyester. Als Futter habe ich mich für einen farblich passenden Satin mit Seidentouch künstlichen Ursprungs entschieden. Pure Chemie, für mich ganz untypisch, aber in diesem Fall war sie notwendig, weil ich mich damals noch nicht an Seide rantraute.

Das Kleid ist wirklich nicht schwer zu nähen. Der Stoff verzeiht sehr viel, ist leicht elastisch und fällt schön, so dass kleine Passformungenauigkeiten gar nicht auffallen. Trotzdem habe ich am Anfang die übliche Schnittanpassung gemacht. Nachdem ich mir überall im Internet Kleider anschaute, die nach diesem Schnittmuster genäht wurden, habe ich entschieden, dass der Halsausschnitt - meine übliche Gefahrenstelle - wahrscheinlich angepasst werden muss. So habe ich beim Ausschneiden des Futters die Nahtzugaben im Bereich des Ausschnitts etwas größer gelassen. Ich habe das Futter geheftet und nötige Anpassungen gemacht, die ich danach auf den Schnitt des Oberkleides übertragen habe. Das restliche Zusammennähen ging einfach. Mittlerweile habe ich genug Erfahrung mit ärmellosen gefütterten Kleidern, bei denen das Versäubern der Hals- und Armausschnitte wahrscheinlich das Schwierigste ist. Der Knoten hat sich gut nach der Anleitung nähen lassen.

Die letzten zwei Jahre war es im August unerträglich heiß. Die Stoffe, die ich verwendet habe, waren synthetisch, deswegen habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich bei der Sommerhitze in diesem Kleid wie in einer Plastiktüte schwitzen werde. Das Wetter wechselte aber kurz vor dem Hochzeitstermin von heiß auf kühl. Ich brauchte dringend etwas zum Drüberziehen. In meinem Schrank fand ich mehrere Jacken, doch waren sie alle entweder farblich oder vom Stil her nicht so passend. So ist die Entscheidung gefallen, ein paar Tage vor dem Termin ein einfaches Bolerojäckchen dazu zu machen. Ich habe mich für das Modell #6645 aus der Burda Style Frühjahr/Sommer Kollektion 2016 entschieden.
Der Oberstoff meines Kleides war im Geschäft, in dem ich ihn ursprünglich gekauft habe, noch vorhanden. Mein Glück, dass solche Abendkleidstoffe nicht so schnell ausverkauft werden. Das Futter habe ich nach dem Durchsuchen des Lagers zusammen mit der Verkäuferin leider nicht mehr gefunden. So bin ich auf meine erste Erfahrung mit Seide gekommen: der Seidensatin, der im Stofflager in mehreren Farben für 18 Euro pro Meter vorhanden war, hat als Futter für mein Jäckchen am Besten gepasst. Ich habe 90 cm davon genommen, es hat locker gereicht.

Wenn ich den Bolero komplett aus dem Oberstoff des Kleides gemacht hätte, hätte ich wahrscheinlich wie eine rosafarbene Wolke ausgesehen. Der Stoff ist so matt, dass er ohne Drapierungen oder Verzierungen sehr langweilig aussieht. So bin ich auf die Idee gekommen, ihn mit einer farblich passenden Spitze zu schmücken. Die Spitze habe ich mit dem Oberstoff wie eine Stofflage verarbeitet.

Für die Schnittanpassung der Jacke hat die Zeit nicht mehr gereicht und ich habe sie auf einen Schuss fast ohne Anprobe genäht. Gepasst hat sie sehr gut, wobei ich sagen muss, dass man bei so einem Modell nicht viel verkehrt machen kann. Das Seidenfutter zu nähen war ein bisschen knifflig, aber nach der Kurzausbildung im Internet war ich theoretisch bestens vorbereitet. Die Seide fühlt sich sehr angenehm an. Ich glaube, dass dieses Jäckchen nicht das letzte Kleidungsstück gewesen sein wird, dass ich mit Seide gefüttert habe. Mal schauen, wie die Jacke das Waschen in der Maschine übersteht.

Auf den letzten Drücker habe ich mir noch eine passende Clutch nach der Anleitung von Pattydoo genäht. Das schien mir einfacher als nach einer passenden Farbe zu suchen und extra eine zu kaufen. Obwohl so eine Clutch nicht schwer zu nähen ist, habe ich in der Eile viele kleine Fehler gemacht, so dass die Tasche wirklich selbstgenäht aussieht. Trotzdem habe ich dafür viele Komplimente erhalten und zum Glück wollte keiner die Tasche aus der Nähe sehen. Vom Stoff her ist das keine große Investition gewesen. Deswegen werde ich nicht traurig sein, falls diese Tasche so ein Einwegartikel war und ich mir nächstes Mal, wenn ich das Outfit trage, etwas anderes überlege.

Mein Outfit ist auf der Hochzeit sehr gut angekommen. Nur wenige Leute wussten, dass es selbstgemacht ist, trotzdem habe ich viele Komplimente fürs Gesamtoutfit erhalten. Mit so einer Farbe besteht immer die Gefahr, vom Aussehen her “zu nah” an die Braut zu kommen. Da unsere Braut ein richtiges weißes Brautkleid mit Schleier, Schleppe und allem, was dazu gehört, getragen hat, habe ich mir erlaubt, diese hellrosa Farbe anzuziehen. Meiner Meinung nach würde dieses Outfit auch gut als Brautoutfit für die standesamtliche Trauung durchgehen. Unkompliziert zu nähen und bequem zu tragen, ist es absolut weiter zu empfehlen. 

Schnitt Kleid: Burda style 4/2016 Mod. 122, hier als Downloadschnitt
Schnitt Jacke: Burda Style Frühjahr/Sommer Kollektion 2016, Schnitt #6645
Schnitt Tasche: Bowie in XXL von Pattydoo

Stoffe Kleid:
Oberstoff: Polyesterkrepp in Puderrosa
Futterstoff: Polyestersatin mit Seidentouch in Puderrosa

Stoffe Jacke:
Oberstoff: Polyesterkrepp in Puderrosa mit Spitze obendrauf
Futterstoff: Reinseidensatin in Puderrosa
Stoffe Tasche: Reste von der Jacke, verstärkt mit Decovil Light und Vlieseline G 630

Alle Stoffe bis auf die Spitze gekauft bei Das Stofflager in Griesheim (link)
Spitze von Alfatex

Fotos: meine
Schuhe: Tamaris