Montag, 21. Mai 2018

Eine Fake Chanel Jacke


In einem meiner Posts habe ich schon erwähnt dass ich eine richtige Haute Couture Chanel Jacke nähen möchte. Dafür habe ich mir sogar ein Buch von Clair Schaefer gekauft und sogar alle Materialien besorgt. Aber wie es mit solch langen Projekten ist... der Anfang zieht sich auch... Und da mir aufgefallen ist dass ich eine Kastenjacke zu all meinen Kleidern unbedingt brauche, entstand erst mal diese "Fake" Version davon, die ich jetzt sehr gerne fast jeden Tag anziehe.

Für diese Jacke habe ich mich wieder von dem russischen Label Grasser inspirieren lassen. Ich habe Fotos auf der Webseite gesehen und habe verstanden, dass ich so ein Basicteil unbedingt brauche. Die Jacke hat keinen Verschluss, keinen Kragen und ist deswegen sehr schnell zu nähen. Ich habe sofort entschieden, dass ich bei meinem ersten Versuch an der Jacke auf die Chanel-typischen Fronttaschen verzichte.

Die Schnittmuster von Grasser sind sehr professionell vorbereitet. Sie enthalten nicht nur alle Nahtzugaben sondern auch separate Schnitte fürs Futter. In der Vergangenheit habe ich durchs Rumprobieren verstanden, dass das Futter nicht einfach ein Duplikat des Oberschnittes ist. Je nach Kleidungsstück muss das Futter gewisse Zugaben enthalten, um den Oberstoff nicht zu verziehen. Auch die untere Zugaben des Futters sind bei Teilen mit Belegen nicht einfach nur kürzer als Oberstoff, sondern haben eine andere Form. Bei meinem Mantel musste ich die Zugaben selbst errechnen und die untere Form selbst ausarbeiten. Bei diesem Grasserschnitt habe ich einfach die Papierteile auf den Stoff gelegt, ausgeschnitten, mit Einlage verstützt und zusammengenäht. Das war wirklich sehr angenehm :)

Nach der Analyse meines Schranks habe ich verstanden, dass die Teile, die ich am meisten trage, so langweilige Basicteile in Schlichtfarben sind. Es war eine bewusste Entscheidung, sehr schlichte und möglichst zu allem passende Farbe zu wählen. Den Stoff habe ich von einem lokalen Laden meines Vertrauens :) Diesen Laden besuche ich immer wenn ich einen Anzugswollstoff brauchen. Die Brenn- und Fühlprobe hat ergeben: Wolle ist drin. Als Futter habe ich Venezia genommen. Reine Synthetik, doch versprochen, dass sie statisch nicht auflädt und eine edle Haptik hat. Der Preis ist auch nicht gerade niedrig, also habe ich entschieden, diesem Futter eine Chance zu geben.

Um eine Nummer sicher zu gehen habe ich ein Probeteil aus Nessel genäht. Die Passform fand ich auf den ersten Blick sehr gut. Die einzige Anpassung die ich gemacht habe ist das Versetzen des Brustabnähers 1.5 cm nach unten. Alles andere, inklusive die Länge und Armlänge habe ich so belassen wie im Schnitt vorgesehen. Hier muss ich erwähnen, dass die Schnitte von Grasser normalerweise für drei Körpergrößen angeboten sind. Diese Jacke jedoch nicht. Ich denke, dass sie für die "normale" Körpergröße von 168 cm konzipiert ist. Ein Glück, dass ich 168 cm groß bin :)

Wie ich schon erwähnt habe trage ich die Jacke jetzt sehr gerne zur Arbeit. Eine sommertaugliche farbenfröhliche Variante mit 3/4 Arm aus einem wunderschönen Boucle ist auch schon in Planung.

Mittlerweile hat mein Trenchcoatkurs begonnen und nimmt momentan meine ganze Nähaufmerksamkeit auf sich zu. Ich werde hier und auf Instagram ab und zu über mein Progress in dieser aufregender Aufgabe berichten. Ich wollte schon seit langem einen klassischen handgemachten Burberry-style Mantel zu haben und endlich geschieht es!




Schnitt: Nr. 76 "Chanel"-Jacke vom Grasser
Stoff: Wolltwill aus dem lokalen Stoffgeschäft
Rock und Bluse: vor Jahren gekauft :)
Fotos: meine