Mittwoch, 1. Mai 2019

Das Seidenkleid


Wie ich in meinem letzten Post schon geschrieben habe, hat mich der neue Kurs von Grasser mit integriertem Wettbewerb dazu bewegt, ein Kleid zu nähen, das ich sonst wahrscheinlich nie genäht hätte. Ich wollte unbedingt an diesem Kurs teilnehmen, weil ich wieder etwas Neues lernen wollte. Und diesmal war es das Arbeiten mit Seide.

Um ehrlich zu sein, habe ich nie gedacht, dass ein "einfaches" Kleid so lange dauern und so viel Kraft kosten kann. Das ist nicht mal ein Abendkleid. Das ist ein Kleid für jeden Tag. Naja, "für jeden Tag" ist vielleicht etwas übertrieben... Allein die Seide, die besondere Pflege braucht, hält mich davon ab, dieses Kleid einfach so anzuziehen. Aber come on, das ist das erste Mal, dass ich ein Seidenkleid nähe! Bisher habe ich nur einmal Seide als Futter für mein Bolerojäckchen verwendet. Irgendwie hatte ich Respekt vor dem Stoff.

Die 3,5 Meter Seidenkrepp habe ich überraschenderweise auf dem Stoffmarkt Holland ergattert. Der Preis für die Seide war erschwinglich, nichtsdestotrotz teuer genug, um nicht einfach so ohne Probemodell los zu nähen. Deswegen habe ich kurzerhand ein Probekleid aus altem Bettlacken genäht. Die Farben sind euch bekannt, ich habe diese Bettwäsche schon für andere Projekte verwendet.

Warum auch immer habe ich die vorderen Biesen und die Rüschen auch vernäht. Ich war immer überzeugt, dass solche Details an Probemodellen nichts zu suchen haben. Man will ja nur die Passform beurteilen, und das zeitsparend. Also, dieses Probekleid hat schon gedauert. Um die Biesen zu nähen und zu bügeln habe ich bestimmt 1-2 Stunden gebraucht. Naja, eine gute Übung...

Als ich das Probekleid angezogen habe, war ich schockiert. Ich sah da drin wie ein Clown aus, mir fehlte nur die rote Nase. Die Farben sind natürlich zu ignorieren, aber diese Rüschen! Ich fand es auf jeden Fall sehr komisch, wie sie abstanden. Ich habe auch das Gefühl, dass solche Rüschen die Menschen einfach optisch breiter machen.

Nach der Anprobe des Probemodells war mir klar, dass ich auf keinen Fall Baumwolle fürs Kleid nehmen soll. Sie ist dafür einfach zu steif. Ich habe dann nach Seide oder Viskose gesucht und bin, wie ihr wisst, fündig geworden. Die graue Farbe finde ich etwas langweilig, aber dafür dezent und gut kombinierbar.


Ab dem Zuschnitt habe ich nach Grasser-Videos und schriftlichen Anweisungen gearbeitet. Das macht immer wieder Spaß. Ich habe zum ersten Mal verschwenderisch zugeschnitten, nämlich auf dem Nesselstoff. Der Nessel war unter meinem Stoff und wurde mit dem Stoff zusammen zugeschnitten. Für zwei Oberstoffteile habe ich ein Teil aus Nessel zugeschnitten. Die Teile aus Nessel habe ich danach teilweise fürs Ausrichten und Markieren der Seidenteile benutzt. Und jetzt sind sie in der Mülltonne. Was für eine Verschwendung! Ich denke aber, dass ich ohne Nessel nie diesen Stoff gerade zuschneiden könnte. Er ist so leicht und beweglich, allein das Atmen muss man beim Zuschneiden kontrollieren, damit nichts verrutscht.
Geheftet habe ich auch, das ist aber für mich nicht neu. Immer wieder bekomme ich von Nähbegeisterten Kommentare, dass das Heften Zeitverschwendung sei. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich kein Heftfreak bin, und wenn es Stoff und Modell zulassen, nähe ich meist auch ohne Heften. Hier war das definitiv nicht der Fall, und Seide auftrennen macht auch kein Spaß. Auch die gehefteten Teile haben besondere Handhabe auf der Maschine gebraucht: ich habe die Mikrotex Nadel Nr. 70 und eine Geradstichplatte benutzt. Und am Anfang und Ende der Naht, beim Versiegeln, habe ich ein Stück Seidenpapier unterlegen müssen, sonst wurde der Stoff von der Maschine "gekaut".

Unnötig zu sagen ist, dass alle Nähte geschlossen sind. Das macht man so, wenn man mit solchen Stoffen arbeitet. Eine Overlocknaht würde das Stück ruinieren, weil sie einfach zu dick und auch zu lose hängen würde. Nicht nur französische Nähte kamen ins Spiel. An den Rüschen-  und Gummibandstellen und auch an Ärmellöchern habe ich ein Schrägband aus dem selben Stoff verwendet. Wenn ihr denkt, dass ich ihn auch heften musste, dann habt ihr recht. Ein speziell dafür gekaufter Bandeinfasser blieb arbeitslos. Die Seide wollte in jede Richtung innerhalb des Einfassers rutschen, was die Naht sehr unsauber gemacht hat.

Die Rüschen sind mit der Moskauer Naht versäubert. Ich mag solche Versäuberung für dünne Stoffe sehr und nähe sie schnell und ohne etliches Heften :)

Das Kleid ist hell und halbdurchsichtig, deswegen plane ich noch ein Seidenunterkleid dafür (und nicht nur dafür) zu nähen. So etwas besitze ich nämlich noch nicht :)

Nach all der Mühe, die ich mir mit dem Kleid gemacht habe, bin ich sehr froh, es fertig zu haben. Es wird von mir definitiv nicht jeden Tag auf die Arbeit getragen, aber vielleicht ergibt sich die eine oder andere festliche Sommerangelegenheit... Wenn nicht, dann habe ich entschieden, dass ich das Kleid einfach beim Ausgehen in die Stadt anziehe. Viel zu schade für den Schrank. Ich werde es aber nicht noch mal nähen, dafür gibt es viel zu viele schöne Schnittmuster, die ich noch nicht probiert habe.

Ich freue mich sehr, jetzt endlich ein einfacheres Sommerkleid zu nähen. Schöne luftige Baumwollstoffe habe ich mehr als genug :) Oder auch vielleicht sogar Jersey? Ich hoffe, dass ich dem einen oder anderen von euch mit diesem Post die etwas andere Russische Nähwelt gezeigt habe. Wie ihr bemerkt habt, bewege ich mich in der letzten Zeit fast ausschließlich in dieser Welt...

Schnitt: Kleid 672 von Grasser in Gr. 46
Stoff: Seidenkrepp von Stoffmarkt Holland

Dieser Post ist bei MeMadeMittwoch verlinkt, dass immer wieder eine tolle Inspitationsquelle für mich ist.

PS Ich war die Links für diesen Post ausfüllen und habe herausgefunden, dass Grasser jetzt auch die Internetpräsenz auf Englisch hat. Und einige Schnittmuster sind schon da! Und ja, das ist eine Werbung, und nein, sie ist nicht beauftragt :)

Donnerstag, 11. April 2019

Ein Frühlingsprojekt

Mein letzter Blogpost liegt länger als 4 Monate zurück und ihr fragt euch wahrscheinlich, was der Grund dafür ist. Wenn ich früher über die "Schreibblockade" von anderen Bloggern gelesen habe, habe ich mir nicht vorstellen können, was das ist. Ich kann immer schreiben, dachte ich. Und es ist auch wahr :)
Nicht die Schreibblockade ist daran schuld, dass hier in den letzten Monaten wenig los war. Zu so einem Blogpost gehören nicht nur der Text, sondern auch Bilder. Da ich einen ziemlich hohen Anspruch an Bilder auf meinem Blog habe, ist es eine zeitaufwändige Aufgabe, Bilder zu machen. Insbesondere im Winter gelingt es mir relativ schwer, weil die Lichtzeit begrenzt ist und die es Temperaturen draußen nur ermöglichen, Jacken und Mäntel bequem zu zeigen.
Natürlich, ist das oben geschriebene keine Ausrede, nichts zu veröffentlichen. Genäht habe ich einiges, obwohl aus privaten Gründen auch nicht mehr so viel, wie früher.
Wer dies und jenes von mir lesen will und sich vor den Fotos mittelmäßiger Qualität nicht scheut, kann gerne meinen Instagram-Account (viertelvorfertig) checken. Dort habe ich ab und zu das gezeigt, was so in meinem Nähleben abgelaufen ist.

Aber genug über die Gründe des Nichtstuns. Mit diesem Post möchte ich die neue Nähsaison eröffnen. Ja-ja, die Saison beginnt bei mir mit den ersten Sommerkleidern. Mir ist letztens sehr klar geworden, dass mich Sommerkleider am stärksten zum Nähen inspirieren. Als erstes Projekt der Saison habe ich spontan das Kleid von Grasser Nr. 672 gewählt. Dass ich in der letzten Zeit vermehrt russische Schnitte vernähe, soll schon aufgefallen sein :) Die zwei Labels

 Grasser und VikiSews entwickeln sich in den letzten Jahren so schnell, dass es in meiner ToDo-Liste kaum mehr Platz für Burda gibt. Professionelle Darstellung der neuen Modelle, sehr ausführlich bebilderte Anleitungen, große Online-Community mit vernähten Beispielen... Watch out, Burda Style! Leider existiert das Ganze momentan nur in russischer Sprache, aber das ist, meiner Meinung nach, ein temporäres Phänomen. Der Markt außerhalb von Russland existiert und da es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, dass er angegangen wird. Es wird mich persönlich auf jeden Fall freuen, wenn Grasser und VikiSews nach Deutschland kommen, weil ich, wie ihr schon bemerkt habt, ein großer Fan von den beiden bin :) Und wenn das Werbung ist oder heißen soll, dann kommt sie von ganzen Herzen und ist auf keinen Fall irgendwie bezahlt oder belohnt.
Quelle: www.grasser.ru

Quelle: www.grasser.ru

Aber jetzt nun mal zum Kleid, das ich ausgewählt habe. Dieses Modell ist besonders, weil es mit einem so genannten "Sew Cross" von Grasser eingeführt wurde. Das ist ein Online-Videokurs mit detaillierten Tutorials zum Nähen dieses Kleides. In dem Kurs kann man mit und ohne Tutor teilnehmen. Ich habe die Variante ohne gewählt. Ich habe also nur die Videos und die Community, was ich als absolut ausreichend empfinde.

Grasser hat für diesen Kurs einiges vorbereitet: man bekommt den Schnitt, die detaillierte Nähanleitung in PDF-Format, einen Nähkalender, in dem jede Operation eine Zeitabschätzung hat und mit dem Häckchen abgehakt werden kann, und die Step-by-Step-Nähvideos. Ich muss sagen, dass es eine Menge ist für die 14 Euro, die ich bezahlt habe :)



Der empfohlene Stoff zu diesem Modell ist Seidenkrepp. Natürlich kann man auch Viskose oder Baumwollbatist dafür nehmen, sie haben aber Nachteile: Viskose wird extrem knittern, was bei so vielen Rüschen vielleicht doch ein Problem sein wird, und Batist wird nicht so weich fallen, was die allgemeine Form des Kleides sehr beeinflussen wird. Ich habe relativ lange gebraucht, um den passenden Stoff dafür zu bekommen, und muss sagen, dass ich dafür drei Stoffe kaufen musste. Ich habe nämlich Viskose, Batist und endlich Seide gekauft. Aus den ersten zwei werden jetzt andere Kleider entstehen. Ich werde Schnitte wählen, die besser zu den Stoffen passen. Ich habe entschieden, mit Seide zu arbeiten. Das wird mein erstes Seidenkleid sein, und ich bin sehr gespannt, wie es mir gelingt.

Grasser motiviert einen immer dazu, ein Probekleid zu nähen. Ich habe mir diesen Schritt schon angewöhnt und überspringe ihn nur in seltenen Fällen. Natürlich, braucht man dafür Zeit und Material. Aber 3,2 Meter Seide, und das ist nämlich die Menge, die man für das Modell braucht, kosten auch nicht gerade 5 Euro. Ich investiere lieber ein altes Bettlaken und ein Tag meiner Zeit und fahre hier mit dem Schnitt auf Nummer sicher. Ein Tag ist in den meisten Fällen zu viel, es dauert bei mir normalerweise 1-2 Stunden, inklusive Zuschnitt, ein Probeteil zu nähen. Nur hier nähe ich alle Rüschen und Manschetten mit und deswegen dauert es entsprechend. 

Eigentlich habe ich mein Probekleid schon gemacht und berichte über die Passform und Sonstiges in dem nächsten Post.

Und noch ein kurzes Info für diejenigen von euch, die diesen Schnitt toll finden: den Schnitt kann man auch ohne Kurs für ein paar Euro auf grasser.ru kaufen und einfach so nach den Bildern nähen.
Wenn der Stoff nicht so schwer zu verarbeiten ist, sehe ich diesen Schnitt auch nicht als besonders anspruchsvoll.

Ich verabschiede mich bis zum nächsten Post und wünsche euch noch eine tolle Woche!


Sonntag, 30. Dezember 2018

Weihnachtskleid Sew Along 2018 - Finale


Weihnachten mit der Familie war wieder schön und ich konnte zwei von mir genähte Kleider an verschiedenen Tagen tragen. Mein Hauptprojekt dieses Jahr was das Kleid Vita von Vikisews, das ich gleichzeitig mit Melanie von 500 days of sewing genäht habe. Melanie hat in ihrem Post schon ausführlich über die gemeinsame Näherfahrung berichtet. Bei meinem letzten Zwischenstand habe ich eigentlich fast alles zu dem Nähprozess gesagt. Kurz vor Weihnachten war ich sie besuchen, um ihr etwas mit dem Verstehen der russischen Anleitung zu helfen :) Das hat Spaß gemacht. Da ich mein Kleid schon fast fertig gemacht habe, habe ich ein paar Weihnachtsgeschenke genäht.

Die Wahl der schlichten schwarzen Knöpfe hat bei mir wieder drei Stunden gedauert :) Manche nähen in drei Stunden ein Kleid, und ich... wähle die Knöpfe aus. Ich finde Kontrastknöpfe für dieses Modell sehr passend, das hat Melanie am Ende auch gemacht. Ton in Ton würden sie einfach verschwinden...

Ich muss sagen, dass der Schnitt nicht ganz so meins ist. Trotz der Verlängerung um 6 cm finde ich das Kleid für mich einfach zu kurz. Damit wirkt es schulmädchenhaft. Ich habe so etwas vor ca. 20 Jahre gerne getragen. Mir gefällt die Farbe sehr und als Kombinationsteil habe ich mir ein Rollkragenpulli in weiß mit goldenen Punkten genäht. Die Punkte sieht man auf den Fotos nicht, und das Weiß gibt für den Alltag schon ziemlich viel Kontrast. Deswegen habe ich mir vorgenommen, noch ein paar andere Oberteile dazu nähen. Graumeliert kann ich mir gut vorstellen...

Der Schnitt ist eher alltagstauglich als festlich, was eigentlich eine schöne Sache ist, weil Weihnachten bekanntermaßen doch nicht so oft vorkommt :) Das andere Kleid, das lange als UFO bei mir lag, finde ich festlicher, und habe es somit zu dem festlichen Essen am ersten Weihnachtstag getragen. Die Fotos davon folgen auch bald....

Stoff: Wollgemisch als Oberstoff und Viskose als Futter, beide von Stoffe Berger (Berlin). Knöpfe von Stofflager Griesheim
Schnitt: Vikisews Vita in Gr. 40 162-168
Fotos: meine

Und jetzt ein Paar Bilder vom fertigen Kleid. Hier geht es zu den anderen tollen Ergebnissen des WKSA 2018. Ich wünsche euch allen noch entspannte Feiertage und einen guten Rutsch!









Dienstag, 18. Dezember 2018

Weihnachtskleid Sew Along Teil 3 - Zwischenstand

Die letzten Wochen waren bei mir mit Reisen und Feiern voll. Kaum konnte ich mich in meinem frisch aufgeräumten Nähreich bewegen. Erst in den letzten Tagen habe ich mich an die Arbeit an meinem Weihnachtskleid gemacht. Dank Zeitdruck durch WKSA und meinem Versprechen an Melanie habe ich das Probekleid schnell zugeschnitten und zusammen genäht. Noch mal zur Erinnerung: es handelt sich um Vita von VikiSews, das ich zusammen mit Melanie nächstes Wochenende fertig machen werde.
Der Schritt mit dem Probekleid hat sich bei mir als sehr nützlich erwiesen. Ich habe mich in der Größe total geirrt. Ich glaube, dass ich in der letzten Zeit ein paar Kilos zugelegt habe und die Schnitte immer noch nach den alten Maßen bestelle - natürlich in der Hoffnung, dass die Kilos schon wieder weg sind. Auf jeden Fall war mir das Kleid zu eng. Ich habe in der Brustweite an verschiedenen Stellen insgesamt 4 cm zugegeben. Auch in der Länge habe ich insgesamt 6 cm zugeben müssen. Bei VikiSews gibt es Schnitte in verschiedenen Körpergrößen. Ich bin 168 cm groß und bestelle immer die 162-168 Größe. Ich glaube, dass mir die 170-176 Größe in diesem Fall besser gepasst hätte. Dadurch dass das Kleid komplett gefüttert ist und die Schnittteile fürs Futter alle separat sind, mit entsprechenden Zugaben, musste ich insgesamt 10 Schnittteile anpassen. Was kann ich sagen, das hasse ich :) Ich habe mich aber gezwungen, weiter zu machen, da auch solch eine Arbeit ihr Ende hat. Ich habe erfolgreich Anpassungen gemacht und zugeschnitten.

An dieser Stelle möchte ich ein paar Worte zu dem von mir gewählten Stoff verlieren. Ich habe ursprünglich geplant, Stoff aus meinem Lager zu verarbeiten. Der schöne dunkelblaue Wollstoff mit passendem Futter lag bei mir schon 2-3 Jahre im Keller. Allerdings habe ich nur 1,6 Meter davon, und fürs Kleid ist die doppelte Länge notwendig. Letzte Woche war ich beruflich in Berlin und wenn manch andere Magneten als Souvenirs mitbringen, bringe ich Stoffe mit, wenn es die Zeit zulässt. Ich habe den wunderschönen Laden Stoffe Berger entdeckt und konnte ihn ohne einer Kleinigkeit nicht verlassen. Der halbwollige Stoff mit einer Weboptik in einem wunderschönen Petrolton hat mein Herz erobert. Es war ein Rest mit 2 Metern drin, perfekt für dieses Projekt. Ein passendes Viskosefutter habe ich dort auch direkt mitgenommen.

Nach dem Zuschnitt habe ich einfach der Anleitung nach durchgearbeitet. Obwohl die Anleitung sehr ausführlich ist und ich bekanntermaßen gut Russisch kann, finde ich das Modell nicht so einfach zu nähen. Der Fake-Knopfverschluss hat unten einen Schlitz, der gesondert im Futterteil mit Oberstoff verstützt wird. Auch oben ist der Verschluss offen und in der Mitte mit dem Kleid verbunden. Die Knopflöcher wollte meine Maschine beim ersten Mal nicht gut nähen, da es an dem Verschluss mit mehreren Stofflagen etwas kniffelig wird. Es macht aber Spaß, so ein Kleid mit Futter zu nähen, weil es schon etwas edleres ist. Ich habe es versucht, so sauber wie möglich zu arbeiten, und muss sagen, dass der Stoff es gut zulässt. Auch der Schnitt ist sehr gut vorbereitet: Nahtzugaben von 1cm sind drin und die Knipse passen alle sehr gut aufeinander. Obwohl das Kleid gefüttert ist, steht in der Anleitung, viele Nähte mit der Overlock zu versäubern, was ich auch gemacht habe.

Ich bin jetzt so weit, dass ich die Hals- und Armausschnitte fertig gemacht habe. Die Nähreihenfolge hier ist ein bisschen komisch: von unten nach oben. Umso wichtiger ist es, ein Probemodell zu nähen, weil ich die Schulternähte immer noch offen habe. Die vorgeschlagene Methode die Schulternähte zu schließen, gefällt mir optisch gar nicht. Das Vorderteil samt Futter wird zwischen Rückenteil und Rückenfutter gesteckt und so angenäht. Es entsteht dadurch eine kleine "Stufe". Ich habe mir überlegt, wie ich die Schulter konventionell schließen kann, aber durch den Überlapp beim Verschluss ist es nicht möglich. Ich werde sie so, wie es in der Anleitung vorgeschlagen wird, nähen müssen. Es gibt Schlimmeres :)




Nächstes Wochenende bin ich bei Melanie zu Gast. Ich bin froh, dass ich ein wenig vorgearbeitet habe. Jetzt weiß ich Bescheid, wie das Nähen dieses Kleides geht :) Während des Nähens habe ich für sie auch ein paar Videos mit dem Handy gedreht, damit sie auch schon ohne mich anfangen kann. Die zwei vollen Tage reichen für dieses Kleid meiner Meinung nach eigentlich. Aber es kommt ja immer was dazwischen :)
Und hier geht es zu den anderen Weihnachtsprojekten, die ich immer wieder sehenswert und inspirierend finde.

Samstag, 8. Dezember 2018

Weihnachtskleid Sew Along (WKSA) Teil 2 - die Entscheidung

Eigentlich hatte ich diese Woche fast gar keine Zeit zum Nähen oder um mir überhaupt Gedanken zu machen, wie es mit dem Weihnachtskleid weiter läuft. Zum Glück gibt es Antrieb von Außen. Die Regeln der WKSA erfordern, dass ich bis morgen meine Entscheidung veröffentlicht habe.
Vielen lieben Dank für eure Kommentare zu meinem letzten Post, die Meinung scheint einhellig zu sein - das Kleid von VikiSews, das ich mit Melanie zusammen nähen werde, wird es sein :)

Ein kleines Update zum UFO: ich habe letztes Wochenende daran gearbeitet und es zu einem fast fertigen Zustand gebracht. Uff, ich mag den Begriff "fast fertig" gar nicht, weil fertig ist es ja nicht :) Aber nicht umsonst heißt mein Blog so. Es war doch noch relativ viel Arbeit nötig: das ganze Futter musste noch genäht und das Kleid auf meine momentane Figur angepasst werden. Der Reißverschluss hinten hat auch noch Arbeit gebraucht. Natürlich habe ich den RV-Bereich hinten nicht verstärkt, weil ich es damals einfach nicht besser wusste :) Deswegen kräuselt der Stoff um den RV noch ein bisschen, was bei so einem Wollstoff durchs Bügeln regelbar ist. Die Ärmel musste ich mit Ärmelfischen verstützen, weil sie bei einem so weichen Material sonst einfach nicht standhalten wollten. "Was fehlt denn noch?" werdet ihr fragen. Es fehlen noch die Handsäume am Rock und an den Ärmeln. Und das schöne Schleifchen an dem Ripsbandgürtel fehlt noch. Nicht viel :)

Jetzt zurück zu dem Kleid von Vikisews: der Progress hält sich bis jetzt in Grenzen. Ich habe das Schnittmuster geplottet und ausgeschnitten. Nach dem ersten Blick habe ich verstanden, dass ich das Kleid etwas verlängern werde. Das ursprüngliche Modell hat eine für mich unangemessene Länge. Ich habe auch meine nicht zu kleinen Stoffbestände durchgesehen und ein paar Stoffstücke gefunden, die von der Farbe und Qualität her zu dem Modell passen. Jedoch sind sie nur ca. 160 cm lang und ich muss noch schauen, ob das für das Schnittmuster reicht.
Bildquelle: vikisews.com
Zunächst muss ein Probekleid genäht werden und ich habe dafür schon einen alten Bettbezug aussortiert. Ein Probekleid bei einem enganliegenden Modell ist für mich ein Muss. An dem werde ich auch beurteilen können, wieviel Länge ich noch dazugeben möchte.

Ein interessanter Fakt ist, dass es einem vom ersten Blick nicht auffällt, dass der seitliche Knopfverschluss bei dem Modell rein dekorativ ist. Das Kleid hat einen nahtverdeckten Reißverschluss hinten. Trotzdem sind die Knöpfe nicht einfach so angenäht, es hat einen halbfertigen Verschluss mit Besatz und Schlitz und hat sogar Knopflöcher. Klingt gar nicht so einfach. Ich bin mal gespannt, wie wir das meistern. Noch zu erwähnen ist, dass das Kleid komplett gefüttert ist - genauso, wie ich es im Winter mag. Insbesondere, wenn man ein Longsleeve drunter trägt, ist ein rutschiges Futter optimal. Das Futter habe ich sogar farblich passend da, die Frage ist wieder, ob es reicht.
Die Knöpfe habe ich noch nicht ausgesucht, aber daran wird es nicht scheitern, denke ich :) Wir sind hier in der Region sehr gut mit Stoffläden ausgestattet. Viel zu gut - das ist nicht gesund für mein Portemonnaie und den Platz in meinem privaten Stofflager.

Hier könnt ihr die anderen Entscheidungen sehen, die seit letztem Sonntag getroffen wurden. Ab morgen fängt die dritte Etappe bei den anderen an - erster Zwischenstand. Mein Bericht zu dem Thema wird wahrscheinlich erst Ende der Woche kommen.

Samstag, 1. Dezember 2018

Weihnachtskleid Sew Along 2018

Die Tradition des WKSA (Weihnachtskleid Sew Along) ist schon ein paar Jahre alt, jedoch habe ich nie teilgenommen. Meine Planungseigenschaften, was das Nähen angeht, halten sich ziemlich in Grenzen. Meist bin ich mit allem einfach zu spät. Unter anderem fällt es mir schwer die Entscheidung zu treffen, was ich eigentlich machen will.

Der diesjährige Bloggertreff hat mich jedoch dazu inspiriert, ein Teil der Community zu sein. Ich probiere es mal aus :) Vielleicht wird am Ende doch was daraus. Letztes Jahr war es so, dass mein eigener WKSA samt Planung 2 Tage gedauert hat. Ich habe entschieden, dieses Kleid zu nähen und habe es dann einfach getan, ohne groß nachzudenken. Diesmal wird es definitiv komplizierter.

Zuerst möchte ich sagen, dass sich Kleider ohne Ärmel oder mit Ärmel aus Spitze bei mir als Weihnachtskleider als unpraktisch erwiesen haben. Es ist doch etwas kühl, und ich trage dann meist einen Poncho oder Cardigan drüber. Damit ist die Schönheit des Kleides schon kaschiert, was ich schade finde. Letztes Jahr hatte ich ein Longsleeve in schwarz unter dem Kleid getragen. Naja... eine Lösung, aber nicht die schönste. Deswegen habe ich entschieden: was auch immer dieses Jahr entsteht, es wird mit Ärmeln geplant.

Idee Nr. 1 ist das Kleid aus Dezember Burda Style des letzten Jahres. Wenn ich mich nicht täusche, hat Sandra von Zufall, wenn's klappt das Kleid letztes Jahr schon genäht. Blöderweise hat Sandra entschieden, dieses Jahr ihren Blog zu schließen. Ich kann gar nicht nachschauen, was ihre Erfahrung war :( Trotzdem mag ich irgendwie die Form des Kleides jetzt sehr und sehe es in schwarzem oder dunkelrotem Samt... Nach dem Stoff habe ich allerdings noch nicht geschaut, und in meinem Stoffvorrat, der mittlerweile extreme Ausmaße angenommen hat, gibt es so etwas nicht.
Bildquelle: burdastyle.ru
Idee Nr. 2 lebt in meinem Kopf schon länger. Allerdings nicht als Weihnachtskleid, sondern als alltagstaugliches Winterkleid. Ich muss sagen, dass unsere Weihnachten nicht so festlich sind und dass ich mich eigentlich in jedem Kleid gut angezogen fühle. Ich möchte ein Kleid aus einem Wollanzugstoff mit einer Knopfleiste vorne und einem Kragen. Als Basis sehe ich dieses SM von Grasser. Die Ärmel müssen auf ganz lang angepasst und mit Manschetten verziert werden. Das Modell erfordert ziemlich viel Stoff, weil der Rock so ausgestellt ist. In meinen Vorräten befinden sich ein paar Stoffstücke, die ich gerne dafür nehmen werde, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Länge reicht. Auf jeden Fall muss ich zuerst das Probekleid dafür nähen, um die Passform zu prüfen. Das mache ich in der letzter Zeit sehr oft.
Bildquelle: www.grasser.ru
Idee Nr. 3 ist daraus entstanden, dass Melanie von 500 days of sewing russische Schnittmuster einkaufen war :) Ich muss sagen, dass meine Empfehlung vielleicht nicht die kleinste Rolle in dieser Aktion gespielt hat. Ich habe Mel angeboten, dass wir ein Modell zusammen nähen, weil ich es sowieso vorhatte und das Schnittmuster auch bei mir liegen habe. Dieses Kleid ist nicht das Einfachste, werden wir aber mit Sicherheit hinkriegen. Irgendwie sehe ich das Modell für mich in schwarz, genauso wie abgebildet. Passende Stoffe werde ich in meinem Lager bestimmt finden, weil sich der Stoffverbrauch für dieses Kleid in Grenzen hält. Und dass Mel es auch nähen möchte, gibt mir eine Art goldene Peitsche, es auch zu tun :) Und das ist doch ein schönes Kleid, oder? Wird auf jeden Fall noch nach Weihnachten getragen. Ein Probekleid ist für mich auch hier ein Muss. Und auch, weil das Modell ohne Ärmel ist, muss ein passender Rollkragenshirt in einem schön melierten Stoff, z.B. Slubjersey, genäht werden.
Bildquelle: https://vikisews.com
Idee Nr. 4 ist ein langjähriges UFO, das ich neulich im Keller gefunden habe. Ich und UFOs :), da liegen noch ein paar rum. Dieses Kleid habe ich vor drei Jahren angefangen und ich weiß sogar, woran es lag, dass es zum UFO wurde. Ich hatte null Ahnung :) Burda hat vorgeschlagen, das Kleid nur in der oberen Hälfte zu füttern, und ich kam mit der Idee nicht klar. Ich habe mir überlegt, wie ich das Kleid vollgefüttert hinkriege, ohne die Falten vorne auch im Futter machen zu müssen. Und diese Frage blieb unbeantwortet und das Kleid halbfertig. Ich habe das halbfertige Kleid, das an den Seiten nur geheftet wurde, anprobiert und verstanden, dass ich von den Umfängen ein paar cm wegnehmen muss. Das kann ich :) Und mit dem Futter kriege ich es jetzt auch hin, wenn nicht mit dem langen, dann mit dem halblangen, wie es eigentlich vorgeschlagen ist. Ein Unterkleid drunter und weg ist das Problem! Das hat Potenzial zum Weihnachtskleid und zum Zufriedenheitsgefühl, weil: ein UFO weniger! Ist es nicht schön? :)

Und noch eine Idee für Weihnachten, die eigentlich zu allen Kleidern passen wird und mich vor Kälte schützt, ist diese schöne Jacke aus der aktuellen Burda Style. Und der Stoff in einem schönen Schwarzweißmuster, das mich an etwas französisches erinnert, liegt schon parat. Ob ich es zeitlich noch schaffe, kann ich im Moment nicht sagen. Die letzten Jahre haben bewiesen, dass ich mich oft überschätze.
Bildquelle: burdastyle.ru

Ich verlinke gerne diesen Post auf MMM und bin hiermit ein Teil der WKSA Community

Samstag, 11. August 2018

Asja von VikiSews

Ein Kleid mit solchen Ärmelchen wollte ich schon seit Langem haben. Leider haben die Schnittmustermagazine mir dafür nur eine bescheidene Auswahl geboten. Die Ärmelvolants sind schon sein ein paar Jahren ein Modetrend, doch haben mich die bis jetzt angebotenen Modelle nicht so richtig überzeugt.
Ich muss an dieser Stelle ein paar Worte zu meiner Einstellung bezüglich Indieschnittmuster schreiben. Ich glaube, ich kann mich immer noch in die Gruppe derjenigen einordnen, die gerne die Schnitte aus den Magazinen vernähen. Ab und zu findet man in meinem Schrank Teile von Pattydoo, ich liebe die Einfachheit ihrer Schnitte. Noch seltener trifft man etwas von den anderen Indielabels. Warum ist es so? Eigentlich ist die Tendenz in der modernen deutschen Nähcommunity ganz umgekehrt: man beschreibt die Anleitungen in den Magazinen als knapp und unverständlich. Dafür zahlt man lieber ein paar Euro mehr und bekommt eine schön beschriebenem bebilderte Anleitung. Ich habe aber mehrmals erlebt, dass ich Schnittmuster gekauft habe, die meiner Meinung nach nicht optimal konstruiert wurden. Manchmal hat auch die angebotene Bearbeitung nicht mit dem überein gestimmt, was ich so aus Nähtechnologiebüchern kenne. Es gibt wohl nicht wenige Indieschnittmusteranbieter, die sehr professionelle Schnitte herstellen und auch selbst sehr professionell und gebildet sind. Nur kann ich sie von den Amateuren auf den ersten Blick schwer unterscheiden. Deswegen gehe ich normalerweise auf Nummer sicher und vernähe doch einen Schnitt von Burda oder Grasser.

VikiSews ist ein Indieschnittmusterlabel aus Russland. Ich bin auf Empfehlung von Julia aka SewingGalaxy darauf gekommen. Nach dem Anschauen der kostenlosen Videoanleitung zu dem Kleid habe ich mich entschieden, den Schnitt auszuprobieren. Die Schnitte von VikiSews sehen alle so unglaublich feminin aus... Und so ein Midi-Kleid mit einer Knopfleiste hat in meinem Kleiderschrank bis jetzt definitiv gefehlt. Kosten tut dieser Schnitt fast gar nichts, wenn man die Preise z.B. mit amerikanischen Anbietern vergleicht. Nachteil für den deutschen Sprachraum: alles ist auf Russisch. Genauso wie bei Grasser. Sie müssen meiner Meinung nach dringend daran arbeiten, weil sie sich auf der internationalen Szene definitiv auch gut behaupten würden.

Der dünne Baumwollstoff ohne Elastan mit einer satinierten Oberfläche lag schon in meinem Schrank. Den habe ich, wie auch viele andere dieses Jahr, bei Karstadt ergattert, als sie eine Neulieferung im Frühling hatten. Der Stoff ist sehr leicht, dabei aber nicht durchsichtig, was ihn für dieses Modell gut qualifiziert hat. Das Kleid wird mit Belegen und ohne Futter verarbeitet.

Auch dieses Kleid habe ich entschieden ohne Probekleid direkt zu nähen. Ich habe am Schnittmuster grob gemessen und entschieden, dass es passen wird. Wahrscheinlich habe ich beim Messen einen Fehler gemacht, weil ich bei einer ziemlich späten Anprobe verstanden habe, dass das Kleid mir untenrum zu eng ist. Die Nahttaschen saßen viel zu weit hinten und waren von daher absolut überflüssig. Ich habe mich in so einem engen Rock aus so einem dünnen Material nicht wohlgefühlt. Nach der kurzen schlaflosen Nacht :) habe ich entschieden, beim Karstadt mehr Stoff zu holen und den Rock zu ersetzen. Zu meinem Glück war der Stoff noch da.

Später habe ich bemerkt, dass die Größentabelle von VikiSews den Hüftumfang von 98 cm für meine Größe 40 vorsieht. Das sind 4 cm weniger als ich habe, und dadurch dass der Rock schon so schmal geschnitten ist, lag die Breite nicht in meinem Komfortbereich. Ich hätte den Rock eigentlich in Gr. 42 zuschneiden müssen, also mindestens 4 cm breiter. Selbst schuld.

Das Auftrennen war ärgerlich, aber ging ziemlich zügig. Ich habe entschieden, die Nahttaschen komplett wegzulassen. Auch an einem breiteren Rock sind sie komisch positioniert und für meinen Geschmack nicht so praktisch. Die Taschenbeutel müssen auch ständig beim Anziehen nach vorne gerichtet werden, da sie unter dem Rock verklumpen.

Der neue Rock, den ich insgesamt 6 cm in der Hüfte breiter gemacht habe, fühlt sich viel bequemer an :) Und die Taschen fehlen mir nicht. Die Länge habe ich entschieden so zu lassen, wie es im Schnittmuster vorgesehen ist. Normalerweise trage ich etwas kürzere Röcke, knapp überm Knie, habe aber gehört, dass Midi jetzt wieder im Trend ist und wollte es einfach ausprobieren. Laut Schnittvorgabe ist der unterste Knopf sehr hoch, so dass man vorne einen lange Schlitz hat. Für mich hat sich erwiesen: not safe for work. Im Büro kann ich mit so einer Schlitz nicht auf dem Stuhl sitzen, ohne mich nackt zu fühlen. Deswegen habe ich entschieden, einen kleinen Druckknopf weiter unten anzunähen. Den kann man ja aufmachen, wenn man irgendwo spazieren geht :)

Allgemein zu dem Schnittmuster: einige Sachen sind "für die Anprobe" gemeint. Zum Beispiel sind die Träger, die im Schnitt gegeben sind, offensichtlich zu kurz. Ich musste die Träger um rund 7 cm verlängern. Außerdem sind Position und Neigung der Träger sehr wichtig. Das halbfertige Kleid ist sehr schwer anzuprobieren. Die vordere Blende muss angenäht werden damit das Kleid halbwegs geschlossen werden kann. Sie wird aber erst zum Schluss angenäht, also muss man sie anheften und dann auftrennen. Die Länge der Gummibänder ist auch nicht gegeben, man muss sie auch irgendwie selbst bestimmen. Als Folge daraus sind ich meine viel zu kurz geraten, ca. 2-3 cm pro Ärmel wäre besser. Meine sind jetzt 21 cm lang.

Falls sich jemand von euch entscheidet, das Kleid nachzunähen, hier ist meine Empfehlung: das Kleid fällt ziemlich eng aus, deswegen entweder mit größeren NZ arbeiten oder sofort am Schnitt die Teile ausmessen und breiter machen. Die Träger sollen von Anfang an 10 cm länger geschnitten werden. Ich habe auf Instagram verschiedene Träger an diesem Kleid gesehen, was wahrscheinlich aus dem Grund passiert, dass man mit den Originalträger (in Länge und Breite) schwer klar kommt. Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, soll man einfach dünnere Träger zuschneiden, die oben mit einer Schleife gebunden werden. So vermeidet man Probleme mit Neigung und Länge.
Sonst ist es ein schönes feminines "erwachsenes" Kleid, das ich schon liebe. Wie alle meine selbstgemachten Kleider hat es einen eigenen Charakter und passt am besten zu bestimmten Situationen. Vor allem passt das Kleid zur Saison Sommer 2018, da solche Ärmelchen absolut im Trend sind. Der luftige Stoff gibt dem Kleid noch Pluspunkte bei heißen Temperaturen. Das Kleid zieht die Blicke auf sich, also wer nicht auffallen möchte, näht vielleicht was anderes :)
Schnitt: Asja von VikiSews in Gr. 40
Stoff: dünne satinierte Baumwolle von Karstadt
Fotos: meine

Ich habe in der letzten Zeit hier schon einige Schnittmuster von den russischen Labels gezeigt. Ich verstehe, dass es sie und auch die Videoanleitungen zur Zeit nur in der russischen Sprache gibt. Deswegen sind sie für die deutsche Nähcommunity, für die ich auch meinen Blog schreibe, von begrenztem Interesse. Trotzdem finde ich es wertvoll, einen Überblick zu verschaffen, was sich alles so in der Nähszene der anderen Länden abspielt. Russland war schon immer und ist immer noch das Land, in dem es viel genäht wird. Die Leute nähen selbst und lassen die Kleider maßanfertigen. Das ist zum Teil geschichtlich und zum anderen Teil durch die wirtschaftliche Situation bedingt. Falls ihr euch weniger Beiträge über die russische Nähszene wünscht, schreibt das bitte in den Kommentaren.