Freitag, 7. Juli 2017

Was ich am Nähen (nicht) mag

Wie wahrscheinlich viele von euch nähe auch ich meistens alleine. Ich sitze in meinem schicken Nähzimmer meiner Nähecke im Schlafzimmer und kreiere vor mich hin. Manchmal weiche ich ins Esszimmer aus, um auf dem großen Esstisch zuzuschneiden. Wenn ich alleine bin, kann ich so den ganzen Tag verbringen, ohne ein Wort gesprochen zu haben.

In meinem Umfeld gibt es nur wenige Leute, mit denen ich mich über mein Hobby unterhalten kann. Vor ein paar Jahren bin ich einer lokalen Nähgruppe beigetreten, die sich regelmäßig alle 1-2 Monate trifft, um gemeinsam zu nähen.

Letztens haben wir uns dort über die Sachen unterhalten, die wir am Nähen mögen und nicht mögen. Eine von uns hat gesagt, dass sie den Prozess der Modell- und Stoffauswahl faszinierend findet. Und das Nähen selbst ist dann nur Mittel zum Zweck… Ich muss für mich sagen, dass ich manchmal das Zusammensuchen der Materialien ziemlich nervig finde. Insbesondere bei Taschen, wenn die Paspel farblich zum Reißverschluss passen muss und das Ganze noch mit den meist mehreren Stoffen harmonieren muss… Uff, da besucht man schon einige Geschäfte und bestellt online, um festzustellen, dass die Farbe im Endeffekt doch nicht so ist, wie abgebildet. Also, zusammensuchen, hm… nicht meine Lieblingsbeschäftigung.
Es gibt einige Sachen, die mich am Nähen reizen, und eine davon ist, dass ich keine Kompromisse eingehen muss. Ich nähe viel Kleidung für mich, und jede Naht sitzt dort, wo ich sie haben möchte. Und das Modell ist so, wie ich es mir vorstelle. Volant hier? Bitte! Kein Volant? Bitte! Meist benutze ich natürliche Stoffe, die angenehm zu tragen sind. Ich habe schon vergessen, wie sich Polyester anfühlt. Und etwas Neues aus dem “Nichts” zu kreieren, ist natürlich auch ein tolles Gefühl. Mit der Zeit habe ich auch bemerkt, dass die von mir genähten Kleider sauberer verarbeitet sind, als die gekauften aus der mittleren Klasse. Naja, nicht immer, aber ich übe ja auch noch :)
Als ich meine Freundin fragte, was sie nicht mag, hat sie gesagt: “Wenn etwas per Hand angenäht werden muss.” Manchmal, wenn man nach Anleitung näht, muss man das Futter an den Reißverschluss per Hand annähen. Oder Blindsaum. Oder Wendeöffnung mit Matratzenstich… Hm… Ich habe kein Problem damit. Obwohl ich in der letzten Zeit viel mit der Maschine arbeite, auch beim Futter und Blindsaum, finde ich es trotzdem nicht schlimm, mal eine Nadel in die Hand zu nehmen. Schließlich heißt es ja Handarbeit. Und ich hefte viel. Viel zu viel im Vergleich zu den Anderen, die ich kenne. Altmodisch, ich weiß, aber ich sage mir immer wieder: “Lieber ein mal zu viel geheftet, als wieder eine Naht auftrennen zu müssen.”
Was mag ich beim Nähen am wenigsten? Früher habe ich Schnittmusterabzeichnen nicht gemocht. Oder zusammenkleben. Jetzt bin ich routinierter und schneller geworden und es macht mir nichts aus. Was ich nicht mag, sind Anpassungen an die Figur. Ihr habt wahrscheinlich schon die Tendenz im letzten Post bemerkt. Über die Jahre habe ich einige UFOs (unfinished objects) gesammelt. Die meisten davon sind liegen geblieben, weil sie nicht gepasst haben. Ich hätte mir notieren müssen, wo und was verändert werden muss, und teilweise wieder auftrennen müssen. Manchmal wusste ich nicht ganz, wie ich die Passform am fertigen Stück korrigiere, und das Stück ist nicht fertig geworden. Schade. Aber die Hürde, mich mit diesem Problem auseinander zu setzen, ist höher, als etwas Neues anzufangen.
Umso stolzer bin ich, euch nächste Woche eins von diesen Projekten präsentieren zu können. Dafür bin ich diesem Blog dankbar, weil ich mir selbst so ein bisschen Druck gemacht habe. Es lag bestimmt seit 6 Monaten rum und jetzt ist es fertig :) Und jetzt bin ich stolze Besitzerin eines neuen Kleidungsstücks.

Habt ihr euch auch schon mal zum Thema “Warum nähe ich?” Gedanken gemacht? Es wird mich riesig freuen, wenn ich den einen oder anderen Kommentar zum Thema bekomme. Ich bin mir sicher, dass wir alle verschiedene Sachen am Nähen toll und hässlich finden. Und vielleicht gibt es den einen oder anderen Tipp, wie man die nicht so schönen Operationen schöner machen kann :)

Ich wünsche euch ein sonniges Wochenende. Bis nächste Woche!

2 Kommentare:

  1. Also, ich finde das Zusammensuchen auch sehr lästig. Online Stoff und Zubehör kaufen habe ich nie gerne gemacht, weil - wie Du schon geschrieben hast - die Dinge im Original immer anders aussahen. Zum Glück gibt es hier in meiner näheren Umgebung drei Stoffgeschäfte, die auch entsprechend Kurzwaren haben. So bleiben mir zumindest Farbirrtümer erspart.
    Handnähte mag ich auch nicht. Ich nähe so viel wie möglich an der Maschine. Das hat aber damit zu tun, dass ich einfach nicht für solch filigrane Arbeiten gemacht bin, mich richtig blöd anstelle und froh bin, wenn am Ende der Knopf und nicht ich selbst angenäht bin.
    Ansonsten ..... In Deiner Vita hast Du geschrieben, wie Du zu Deinem Blog-Namen kamst. Na ja. Da geht es mir genauso. Der letzte Schritt von einem Projekt (wie z. B. aktuell meine Hose zu säumen) dauert bei mir manchmal eeeeewig. Ich kann mich nicht dazu aufraffen.
    LG, Sandra

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  2. Es freut mich, zu lesen, dass es mir nicht alleine so geht :) Ich war auf deinem Blog, die Hose sieht sehr gut aus, und es war viel Arbeit, deswegen kommt der letzter Schritt wahrscheinlich wie eine Kleinigkeit vor, die Spannung ist vorbei. Aber die Freude, ein fertig gestelltes Kleidungsstück zu tragen und Freunden und der Nähcommunity zeigen zu können ist auch ein Motivationsfaktor.

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